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Dialoge

Der Kaiser vom Rathausplatz

Kaiser: Heute ist ein schöner Tag, Herr Baron. Schau nur, wie brav und eifrig die kleinen Honigbienen den Nektar sammeln. Ohne Rast fliegen sie zu den Blüten, immer im Bestreben, den Honig zu produzieren. Ach, ist das nicht schön? Und wir üben uns in Demut, oder? Warten auf den Brotkrumen, den man uns hinschmeißt. Schön ist es, ein Kaiser zu sein, schön ist es zu sein. Komm Baron, darauf ein Schluck Fusel. Prost, mein Baron, auf die Schönheit, auf die Welt, auf die Bienen.

Passant 1: Pahh…saufen nichts als saufen. Mehr kann man von dem Pack nicht erwarten, ekelhaft, einfach nur ekelhaft.

Kaiser: Ich saufe nicht, ich genieße, ich darf mir ihren Ton doch verbitten!

Passant 1: Ach, stirb doch einfach. Dreck der Gesellschaft!

Passant 1 geht weiter

Kaiser: Hast Du das gehört, Herr Baron, hast du gehört, wie der mit seinem Kaiser spricht. Aufknüpfen sollte man ihn aber heute nicht, heute ist ein zu schöner Tag, um sich wegen des Pöbels aufzuregen, sein Glück. An so einem schönen Kaiserwetter wollen wir uns die Laune nicht verderben lassen oder, Baron?…Richtig! Darauf noch ein Schluck!

Passant 2: Sagen Sie mal, muss das sein? Können Sie nicht woanders saufen, hier laufen Schulklassen über den Platz. Entweder Sie verpissen sich oder ich ruf die Polizei!

Kaiser: Ich saufe nicht, ich genieße also das dieses keiner verstehen will, ist ein viel größeres Verbrechen, als das ich in der Öffentlichkeit meinen Wein trinke. Und außerdem wissen Sie eigentlich nicht, wer ich bin?

Passant 2: Tja…und…wer sind Sie?

Kaiser: Ich bin Kaiser Balduin der Fünfte, in meinen Adern fließt blaues Blut…und Wein. Bin der Letzte meines Stammbaums und von daher kann man doch ein wenig mehr Respekt erwarten, meinen Sie nicht auch?

Passant 2: Ja, schon klar. So sehen Sie aus und ich bin der Kaiser von China.

Kaiser: Ahhh ein Kaiser. Es ist mir eine Ehre!

Passant 2: Ach, Sie haben doch nicht mehr alle beisammen!


Kaiser: Für einen Kaiser wissen Sie sich aber nicht zu benehmen.


Passant 2: Bin ich der, der in der Öffentlichkeit säuft oder Sie?


Kaiser: Ich saufe nicht, ich genieße! Und wären Sie was freundlicher zu mir, würde ich Ihnen etwas von meinem Gesöff anbieten, aber da Sie sich ja bei mir nicht mal vorgestellt haben und bei Verlaub eine sehr pampige Art an den Tag legen, fürchte ich, werde ich weiter mit meinem Baron den Wein genießen.


Passant 2: Such Dir lieber mal Arbeit, Du PENNER!


Kaiser: Ich habe Arbeit. Ich bin ein Kaiser! Seit wann duzt man den Kaiser? Wo bleibt der Anstand?


Passant 2: Bei solchem Gesocks bleibt mir der Anstand in der Kehle stecken.


Kaiser: Dann sollten Sie etwas trinken. Ich hätte Ihnen ja was angeboten, aber unter diesen Voraussetzungen fürchte ich, kann ich Ihnen nicht weiter helfen. Sie müssen wohl an ihrem Anstand ersticken.


Passant 2: Ha…Ha witzig, witzig, mal Schauen, ob Du noch so lustig bist, wenn ich die Polizei rufe. Dann werden wir mal sehen, wer hier dann noch Witze macht.


Kaiser: SIE. Das heißt mal schauen, ob SIE noch so Witze machen! Und außerdem, wie wollen Sie die Polizei rufen, wenn Ihnen doch der Anstand im Halse stecken bleibt. Rufen Sie ruhig die Polizei, die Exekutive unterliegt mir.


Passant 2: Sie halten sich für sehr Klever, oder?


Kaiser: Nicht halten! Ich bin Kaiser, wäre ich dumm, könnte ich doch meine Bienchen nicht regieren.


Passant 2: Also, langsam wird es mir zu blöd mit Ihnen!


Kaiser: Fragen Sie mich mal, werter Kaiser von China. Sie respektloser Harlekin. Sie stören meine Freiheit!


Passant 2: ES REICHT MIR JETZT, MACHEN SIE DAS SIE HIER WEG KOMMEN!!!


Kaiser: Jetzt brüllt er auch noch, Herr Baron. Sie scheinen keine diplomatische Ausbildung genossen zu haben, geschweige denn eine gute Kinderstube. Sagen Sie mir doch, was mit Ihnen nicht stimmt. Warum schreien Sie hier so rum, vielleicht kann ich Ihnen ja helfen, aber dafür müssten Sie sich erst mal bitte beruhigen. Es laufen Schulklassen über den Platz.


Passant 2: MEIN PROBLEM? MEIN PROBLEM sind so Leute wie Sie!


Kaiser: Sie haben ein Problem mit der Monarchie?


Passant 2: Mit PENNERN wie Ihnen habe ich ein Problem!


Kaiser: Wir drehen uns im Kreis. ICH BIN KAISER und kein PENNER! Und außerdem, was haben Sie für ein Problem mit den Obdachlosen dieser Stadt, wurde Ihnen etwa schon mal Leid zugefügt?


Passant 2: Ich werde noch bekloppt. Sie sind ein Sozialschmarotzer, lungern den ganzen Tag hier rum, saufen, stören die anderen und verdammt Sie stinken. Werden Sie sich dem doch bewusst!


Kaiser: Wie gesagt, ich saufe nicht…


Passant 2: Ja, ja, ich weiß, Sie genießen.


Kaiser: Erstens, exakt! Zweitens, ich störe nicht die anderen, jemand muss ja seine Bienen bewachen. Drittens, wie können Sie es wagen, einem Kaiser zu sagen, das er stinkt. Sie können froh sein, dass ich heute gut gestimmt bin, sonst hätte ich Sie aufknüpfen lassen. Dann spüren Sie mal die Exekutive!


Passant 2: JA KLAR, das will ich sehen. Ich knüpf DICH gleich auf!


Kaiser: SIE! Ich knüpfe SIE gleich auf. Die Dummheit, die Sie bei mir suchen, lässt sich eher bei Ihnen finden.


Passant 2: Hoffentlich fackelt DICH jemand Nachts ab. Dreck, einfach nur Dreck. Die Gesellschaft wäre besser dran ohne euch Pennerpack!


Kaiser: Werter Herr, hatten Sie nur vor, mir den Tod an den Hals zu wünschen, wenn ja, wünsche ich noch einen schönen Tag. Der Baron und ich haben noch einiges zu besprechen. Wenn Sie uns bitte ENDLICH Entschuldigen würden.


Passant 2: Es ist nicht zu glauben. Er denkt, er wäre ein verdammter Kaiser. Verreck einfach!


Kaiser: WACHEN!…WACHEN!


Passant 2: HA,HA,HA…Ja rufen Sie ruhig nach den Wachen.


Polizist: Was denn hier los?


Passant 2: Gut, das Sie kommen. Es gibt ein Problem mit diesem Herren hier. Der trinkt auf offener Straße in der Nähe von Schulklassen, das muss doch nicht sein.


Polizist: WAT? Balduin? Der trinkt nicht der genießt. Nee, der tut keine was. Er ist der Kaiser. Ist es nicht so Eure Majestät?


Kaiser: So ist es mein Teurer.


Passant 2: Sie lassen ihn hier? Sie lassen ihn machen was er will?


Polizist: Muss ich. Er ist schließlich unser Kaiser. Da kann man nichts machen. Schönes Kaiserwetter Ihnen noch eure Majestät.


König: Ihnen auch, Ihnen auch. Auf bald…
Sehen Sie! Ich hoffe, Sie haben sich jetzt etwas beruhigen können, da Sie nun miterlebt haben, das ich nun doch der Kaiser bin, auch wenn ich es Ihnen nicht beweisen müsste, mach ich den Spaß jedoch gerne mit. Meine Anwesenheit kann doch nicht der Grund ihres Zorns sein. Wenn Sie was auf dem Herzen haben, ich habe immer ein offenes Ohr für meine Bienen.


Passant 2: Ich bin nicht einer ihrer Bienen. Es ist ein Unding, das die Polizei hier nicht eingreift. Ich werde mich beschweren müssen.


Kaiser: Sie brauchen sich nicht zu beschweren, der Polizist hat nichts gemacht.

Passant 2: Eben!


Kaiser: Ich meine, er hat nichts Falsches gemacht. Was soll er denn machen? Mich wegsperren, den Schlüssel wegschmeißen und mich mit Wasser und Brot in einem Kerker verrotten lassen? Ach ja, ich vergaß, Ihnen wäre es ja viel lieber, ich würde wie eine Hexe aufm Scheiterhaufen bei lebendigem Leib verbrennen. Mir stellt sich mittlerweile die Frage, wer von uns beiden hier eigentlich weggesperrt gehört?


Passant 2: Ach, schwafeln Sie nicht rum!


Kaiser: Ich schwafle und Sie spucken Gift. Wieso sind Sie so menschenfeindlich zu mir? Habe ich Ihnen etwa was getan?


Passant 2: Ich bin kein Menschenfeind, ich kann einfach so ein Gesocks wie Sie nicht mehr ertragen. Sie sind ein Schandfleck für das Stadtbild. Nichts tun und dann noch herumlungern. Toller Kaiser sind Sie. Vor allem was sind Sie eigentlich für ein Vorbild für die Kinder? Was sollen die von Ihnen halten?


Kaiser: Moment! Moment, das sind viele Beleidigungen, aber keine Aussagen. Bin ich denn kein Mensch, auch wenn Sie mich als Gesocks ansehen? Wenn ich kein Kaiser wäre, würden Sie mich dann anders behandeln?


Passant 2: SIE SIND KEIN KAISER! SIE SIND NUR EIN PENNER!


Kaiser: UND SIE SIND EIN RÜPEL! UN WARUM SCHREIEN WIR HIER RUM, SIE MACHEN DEN KINDERN NOCH ANGST!


Passant 2: Sie schreien doch!


Kaiser: Nein, Sie! Also langsam wünschte ich mir, Sie würden doch noch an Ihrem Anstand ersticken. Dann ist hier wenigstens mal wieder Ruhe.


Passant 2: Wie können Sie es wagen? Was fällt IHNEN ein? Das ist doch eine Unverschämtheit!


Kaiser: Ein Kaiser darf wagen, was ein Kaiser wagen will. Bei Ihnen fällt mir gar nichts mehr ein. Warum störe ich Sie so in ihrem kleinen ach so bedeutungsvollem Leben? Welchen Platz habe ich ihn Ihrem bürgerlichem Alltag, dass ich Sie so störe?


Passant 2: Sie sind ne Schande. Ganz einfach. Sie reden wie ein Verrückter daher. Langsam geht mir die Geduld flöten. Wissen Sie, was ich hoffe? Man wird Sie irgendwann tot in einer Gosse auffinden, während ich mein bürgerliches Leben lebe! Schönen Tag noch!


Passant 2 geht weg und kreuzt den Weg mit dem Polizisten.


Polizist: Moment bitte, warten Sie mal, ich habe das da eben mitbekommen.


Passant 2: Ja prima und warum unternehmen Sie nichts gegen so jemanden?


Polizist: Wie Sie mit ihm umgegangen sind, finde ich scheiße, um das mal deutlich zu sagen. Wissen Sie eigentlich, wer das ist?


Passant 2: Jetzt sagen Sie mir nicht er ist der Kaiser!


Polizist: Kommen Sie von hier?


Passant 2: Sicher.


Polizist: Dann müsste Ihnen doch der Name Balduin Sölken ein Begriff sein, oder?


Passant 2: Ja, klar. NEIN. Das ist Herr Sölken? Der Kaiser vom Rathausplatz. Scheiße, ich erinnre mich. „Rathausplatz“ war doch der Name seiner Kneipe. Das glaube ich jetzt nicht. Meine Eltern waren immer im „Rathausplatz“. Die haben sich da sogar kennengelernt.


Polizist: Tja, so kann es laufen. Wisse Sie eigentlich, was der Mann für sein Umfeld und die Gemeinde getan hat? Kinder, die sonst nichts zu fressen bekamen, konnte sicher sein, dass sie bei ihm immer eine warme Mahlzeit bekamen, er hat sogar einen riesigen Tisch für sie reserviert, damit sie jeder Zeit ein Platz bei ihm finden konnten. Er nannte es sie die Ritter der Tafelrunde. Nicht nur das er sich immer für andere eingesetzt hat. Man könnte fast sagen, er sitzt jetzt dort, weil er nur an andere gedacht hat und niemals an sich.


Passant 2: Aber…aber…was ist passiert? Wie kann man denn so tief fallen?


Polizist: Wie, wie, wie!? Wie bei uns allen auch. Irgendwas reist es einen aus der Bahn und schon liegst du unter den Schienen. Das geht schneller, als man denkt. Und wie Sie eben mit ihm gesprochen haben, passt mir gar nicht.


Passant 2: Ich wusste doch nicht…


Polizist: Ist mir doch egal was sie wussten und was nicht. Ich bin weiter gegangen, um seinen Stolz nicht zu verletzten. Er bittet nicht gerne um Hilfe. Vielleicht werde ich Sie ja wegen Morddrohung und Beleidigung anzeigen. Ich war ja schließlich Zeuge, nicht wahr?


Passant 2: Hätte ich gewusst, wer er ist, dann hätte ich ihm sogar was Geld gegeben, aber was ist denn mit ihm passiert? Ich habe nur gehört, dass er seine Kneipe aufgeben musste und ab da an hat man nichts mehr von ihm gehört, es ist schon ewig her. Hätte ich doch nur gewusst, wer…


Polizist: Ist jetzt auch zu spät. Seine Frau verstarb, seine Tochter verstarb fünf Jahre darauf bei einem Verkehrsunfall. Er versuchte weiter zu machen, er versuchte für alle da zu sein, auch wenn seine Liebsten ihn bereits verlassen hatten. Er konnte die Fassade des Ungebrochenen noch ein Jahr aufrechterhalten, doch dann packte ihm natürlich die harte Trauer und wie fast jeder ertrank er seine Gefühle im Alkohol. Er verlor seine Kneipe, er verlor das Ansehen und wie ich eben mitbekommen musste, verlor er eben auch noch seine Würde. Sie denken, er hat den Verstand verloren, nein, da muss ich Sie enttäuschen, das hat er nicht, er macht nur das Beste aus seiner Situation. Ich bin hier fast jeden Tag und mache meine Runde und jeden Tag sitzt er da und tut keinem etwas. So etwas wie Sie habe ich aber noch nicht erlebt. So eine Eiseskälte. Also! Ich hätte jetzt mal ihren Ausweis, bitte!


Passant 2: Meine Eltern habe sich im „Rathausplatz“ kennengelernt. Ich habe mich immer gefragt, was aus ihm geworden ist. Er war ein enger Freund meines Vaters. Sie haben nur nie Balduin zu ihm gesagt, sie nannten ihn… Kaiser. Er hatte den Leichenschmaus an Vaters Beerdigung organisiert. Wie konnte ich ihn vergessen …?
Das ist Herr Sölke?!


Polizist: AUSWEIS, bitte!


Passant 2: Ja..Ja klar. Hier bitte…ich kann es kaum glauben. Aber warum hilft man ihm den nicht?


Polizist: Er hat nicht um Hilfe gebeten. Er sagt, er ist glücklich.


Passant 2: Sieht Ihnen das etwas nach Glück aus?


Polizist: In seinem Falle ja. Ja, er sieht glücklich aus.


Passant 2: Ich muss mich entschuldigen. Ich muss ihm helfen!


Polizist: Hat er Sie darum gebeten?


Passant 2: Natürlich nicht. Mir war bis eben ja auch nicht bewusst, wer da vor mir sitzt.


Polizist: Warum ist es denn so wichtig, wer da vor Ihnen sitzt? Balduin nennt man den Kaiser, weil ihm das nicht interessiert, wem er hilft. Die Hälfte seines Geldes gibt er immer noch an andere ab. Auch wenn er in ihren Augen nur ein Penner ist, für uns ist er der Kaiser vom Rathausplatz.


Passant 2: Ich muss ihm helfen!


Polizist: Haben Sie schon vergessen, eben wollten Sie noch, das er tot in eine Gasse liegen solle.
Hier ihr Ausweis!


Passant 2: Ich weiß, ich weiß. Ich muss mit ihm reden.
Sind wir fertig?


Polizist: Vorerst!


Passant 2 rennt Richtung Kaiser.


Kaiser: Ach, du lieber Himmel. Sie schon wieder? Ich habe genug von ihren Morddrohungen. Bitte!


Passant 2
: Ähmm… Ich bin zurückgekommen … ähmm… ,weil ich mich bei Ihnen Entschuldigen wollte.


Kaiser: Ist das so?


Passant 2: Ja, ich habe eben schlimme Dinge gesagt…ich…ich…hab nicht darüber nachgedacht, es…es tut mir leid.


Kaiser: Sind Sie ein Kind?


Passant 2: Nein…Wieso? Nein!


Kaiser: Denken Sie nie vorher nach, wenn Sie reden? Erst wünschen Sie mir den Tod an den Hals und jetzt stehen Sie vor mir mit voller Wehmut und wollen sich bei mir entschuldigen, was hat Sie denn umgestimmt?


Passant 2: Der Polizist von eben hat mir von Ihnen erzählt. Ich weiß jetzt, wer Sie sind.


Kaiser: Ach, und? Wer bin ich?


Passant 2: Der Kaiser vom Rathausplatz. Balduin Sölke. Es tut mir leid, was…was Ihnen widerfahren ist.


Kaiser: Und jetzt? Wo Sie ja wissen, wer ich bin, sehen Sie mich nun mit anderen Augen, oder? Jetzt bin ich in Ihren Augen ein Mensch. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ein Fähnchen im Wind hat mehr Mut, als Sie, es bleibt wenigstens im Sturm stehen. Sie wissen nun, wer ich bin, ich dagegen habe keine Ahnung, wer Sie sind, habe ich Sie aber schlecht behandelt, gar die Menschlichkeit abgesprochen?


Passant 2: Nein. Nein, haben Sie nicht. Hören Sie, ich will Ihnen helfen. Ich könnte Ihnen einen Job besorgen und Ihnen bei den Papieren helfen. Und Wohnung wäre kein Problem, ich bürge für Sie. Das klingt doch gut, oder? Sie können wieder ein Teil dieser Gesellschaft werden.


Kaiser: Sie hören einfach nicht auf, mich zu beleidigen. Bin ich kein Teil der Gesellschaft, ich bin Kaiser, vergessen Sie das nicht. Ich habe Sie doch nicht um Hilfe gebeten. Sparen Sie sich diese übergriffige Art. Ihr Sinneswandel soll doch nur Ihr Gewissen erleichtern.


Passant 2: Der Polizist warnte mich schon davor, dass Sie das sagen würden.


Kaiser: Er kennt mich und vor allem, er respektiert meinen Willen. In seinen Augen bin ich auch ein Mensch.


Passant 2: Aber es muss doch furchtbar sein.


Kaiser: Es muss furchtbar sein, Ich zu sein?


Passant 2: NEIN…also irgendwie doch. So meinte ich das…Sie drehen mir aber auch die Worte im Mund rum.


Kaiser: Eigentlich nicht. Ich reagiere von Mensch zu Mensch. Sie sind derjenige, der nicht auf Augenhöhe mir sprechen kann. Sie haben ein Problem mit Monarchen.


Passant 2: Jetzt hören Sie doch mal kurz auf mit diesem Kaiser Gedöns. Ich möchte mit Ihnen vernünftig reden.


Kaiser: Dann setzten Sie sich doch zum Baron und mir auf den Boden. Solange Sie vor mir stehen und Sie mich von oben herab anschauen, bin ich nicht gewillt, Ihnen zuzuhören. Kommen Sie, setzten Sie sich.


Passant 2: Wenn es sein muss.


Kaiser: Ich würde sage, ja das muss sein.


Passant 2: Na gut.


Kaiser: Vielleicht ändern Sie ihre Betrachtungsweise, wenn Sie mal die Welt aus meiner Perspektive betrachten.


Passant 2: Na schön.


Kaiser: Und? Was sehen Sie?


Passant 2: Füße. Sehr viele Füße.


Kaiser: Und? Haben Sie angst getreten zu werden?


Passant 2: Nein, nicht wirklich.


Kaiser: Ich schon. Sie können wieder aufstehen und in ihr Leben ziehen, ich dagegen bleibe hier unten sitzen. Ich muss meine Bienen im Auge behalten, das ist meine Aufgabe.


Passant 2: Hören Sie! Ich…ich wolle mich bei Ihnen entschuldigen. Was ich vorhin gesagt habe, war nicht korrekt.


Kaiser: Tauschen Sie das Wort „korrekt“ mit dem Wort menschenverachtend aus.


Passant 2: Sie haben recht, es war menschenverachtend von mir. Es tut mir außerordentlich leid.


Kaiser: Was wäre ich für ein Kaiser, der nicht vergeben könne, ich wäre ja dann ein Diktator. Doch der Weg der Vergebung muss nicht immer ein bequemer sein.


Passant 2: Ich weiß nicht, was Sie damit genau sagen wollen, aber ich würde Ihnen gerne helfen, um ihre Situation vielleicht zu verbessern.


Kaiser: Wären Sie an meiner Stelle, wären Sie schon längst tot, aber nicht wegen Ihrer Lebensumstellung, nein, weil Sie nicht ansatzweise verstehen, was es ein Kaiser wie ich zu sein. Sie würden es nicht mal fünf Minuten aushalten.


Passant 2
: Warum sollte ich an Ihrer Stelle sein wollen?


Kaiser: Damit Sie mal sehen, wie es ist, am Boden der Gesellschaft zu sitzen und vielleicht nehmen Sie was mit, was Ihnen hilft, kein Arsch zu sein.


Passant 2: Ich weiß, ich habe mich wie eine Sau verhalten, aber…


Kaiser: Nein, die Sau war ich und Sie die zähnefletschende Meute, die sie durch Dorf treiben wollte…


Passant 2: Wissen Sie… Eigentlich wollte ich Ihnen noch was anderes sagen. …, als ich gehört hatte, wer Sie sind, da…


Kaiser: Wollen Sie was trinken?


Passant 2: Nein, danke.


Kaiser: Ah, er kann sich zumindest bedanken.


Passant 2: Ok, habe ich verdient, jedenfalls wollte ich Ihnen sagen, dass meine Eltern Sie gekannt haben…und zwar sehr gut.


Kaiser: Haben sie?


Passant 2: Sie kannten meinen Vater. Meine Eltern haben sich im „Rathausplatz“ kennengelernt.


Kaiser: Haben sie?


Passant 2: Ja, haben sie. Sie haben meinem Vater in ihrem Laden geehrt, indem sie den Leichenschmaus organisierten. … Das, war schön…


Kaiser: Ich erinnere mich. Deine Mutter hatte es schwer genug, ich wollte Caroline wenigstens diese Last abnehmen. Der von Günther hat uns ALLE sehr hart getroffen …. Nun also, das wurde aus Dir keiner Sascha? Hätte nie gedacht, dass so ein Arsch aus dir werden würden, aber Tendenzen waren schon zu erkennen. Dabei warst du so ein süßes Kind. Ein Jammer oder Baron?


Passant 2: Sie erinnern sich?


Kaiser: Ich bin adlig, nicht blöd.


Passant 2: Sie…Sie waren ein Held in den Augen meines Vaters. Was ist nur mit Ihnen passiert?


Kaiser: Was soll passiert sein? Ich bin Kaiser! Ich existiere.


Passant 2: JETZT hören Sie doch mal für einen kurzen Moment mit ihrem Kaiser-Quatsch auf…BITTE!


Kaiser: SASCHA! Wie kannst du es wagen, es quatsch zu nennen, das ist PURER Ernst. Du läufst, stolzierst geradezu herum… in deinem Anzug, beleidigst Menschen und meinst das dich nichts, aber auch nichts auf dieser Welt aus der Bahn bringen könnte. So fest meinst du zu stehen! ABER glaub mir, Du könntest schneller hier sitzen, als Dir lieb ist. Gestern warst Du noch der junge feine Business-Fuzzi und heute sitzt Du neben mir. Vor noch nicht mal fünfzehn Minuten hast Du mir den Tod gewünscht und jetzt… jetzt willst Du mir ein Leben schenken. Sascha, was geht in deinem Kopf vor sich? Wenn Du meinst, ich sei verrückt geworden, dann liegt es an deiner Betrachtung und nicht an meiner Art oder gar an meiner bloßen Anwesenheit …. Denkst du wirklich, Dein Vater hätte dich gerne SO gesehen? Er würde sich für dich schämen.


Passant 2: Für was denn? Dafür das mein Leben gut verläuft? Ich will doch mein Verhalten einfach wieder gut machen. Einfach Buße tun…


Kaiser: Du schuldest mir nichts. Und solang du nicht kapierst, dass es um keine Rechnung geht, kannst Du meine Gedanken auch nicht verstehen. Also… geh doch einfach. Ich vergebe Dir und wünsche Dir ein erfülltes und reiches Leben.


Passant 2: Ich will wirklich nur helfen.


Kaiser: Dann lerne erst mal wie! Und außerdem hast Du doch bestimmt noch irgendein Termin, den Du wahrnehmen musst.


Passant 2: Nein, ich habe alle Zeit der Welt.


Kaiser: Das bezweifele ich. Fang nichts an, was Du auch nicht beenden kannst. Oder Baron?


Passant 2: Wie alt ist er?


Kaiser: Alt. Sehr alt, aber vor allem ist er weise, und ich wage es zu behaupten, dass er mehr Grips im Köpfchen hat als Du … oder Baron?


Passant 2: Witzig!


Kaiser: Was?


Passant 2: Egal.


Kaiser: Tolle Einstellung.


Passant 2: Find ich auch.


Kaiser: Witzig.


Passant 2: Darf ich Sie vielleicht etwas Persönliches fragen?


Kaiser: Du willst wissen, wie das passieren konnte. Wie kann einer, der immer so fleißig gewirtschaftet hat, auf einmal HIER unten landen?


Passant 2: Ja. Mein Vater sprach immer sehr gut über Sie. Alle haben das.


Kaiser: Und das tun sie jetzt nicht mehr?


Passant 2: Doch…aber…


Kaiser: ABER…was?


Passant 2: Sie sind doch Ihrer Situation bewusst.


Kaiser: Ich schon nur Du nicht. Oftmals bekommt man es gar nicht mit, wenn das Leben einen verändert, du denkst alle und dich herum sind verrückt, nur du nicht, aber dabei ist es umgekehrt, DU bist der Verrückte, aber keiner ist da, um es dir zu sagen.


Passant 2: Und Sie sind der Verrückte?


Kaiser: Du musst besser zuhören. Ich habe doch gerade eben gesagt, das liegt nicht bei mir, das zu entscheiden.


Passant 2: Ich erinnere mich immer mehr. Ich fand es immer witzig, dass man Sie immer Kaiser nannte. Ich dachte, Sie wären ein echter Kaiser.


Kaiser: Nannte?


Passant 2: Nennt!


Kaiser: Warum hast Du eigentlich vergessen? Was ist SO wichtig, dass man seine Menschlichkeit vergisst?


Passant 2: Also ich bin jetzt nicht „Unmenschlich“, aber…


Kaiser: Hörte sich aber eben ganz anders an und seien WIR mal ehrlich, Du sitzt gerade nur hier unten neben mir, weil ich Günther kannte, Du würdest mir immer noch den Tod an den Hals wünschen, wäre die Situation noch wie vorhin.


Passant 2: Wie gesagt, es tut mir leid.


Kaiser: Und? Warum hast Du vergessen? Erzähl mal, was mach der kleine, ach so nette Sascha denn heute so?


Passant 2: Der Sascha…ist Filialleiter einer großen Elektrokette.


Kaiser: Nicht schlecht, nicht schlecht. Da hast Du es ja zu wirklich etwas gebracht. Gratuliere!


Passant 2: Ja geht. Ich will mich fortbilden, ein paar Stationen gehen noch höher.


Kaiser: Und sowas erzählst Du einem Penner?


Passant 2: NEIN…äh sorry. Sie haben gefragt…


Kaiser: War nur Spaß. Reg Dich ab… Adelshumor.


Passant 2: Auf jeden Fall geht es mir gut und ich bleibt dabei, dass ich Ihnen sehr gerne helfen will.


Kaiser: Hör mal Sascha. Ich bin hier, um zu regieren und nicht um dir dein Gewissen zu erleichtern, damit Du den Rest deines Lebens noch in den teuren Spiegel blicken kannst. Meiner Meinung nach hast Du den Punkt eh schon längst überschritten.


Passant 2: Wow. Das tut weh.


Kaiser: Frag mich mal!


Passant 2: Schon gut…schon gut…ich hab den Tonfall verdient.


Kaiser: Na dann sind WIR ja auf einem guten Weg, Sascha. Was macht eigentlich die Liebe? Kennst Du sowas? Ein wenig wundert er mich, dass du deine Karriere als Erstes erwähntest, anstatt deine Kinder, deine Familie, falls es da etwas dergleichen gibt.


Passant 2: Nein.


Kaiser: Nein…was?


Passant 2: Nein, ich habe keine Familie.


Kaiser: Freundin…wenigstens?


Passant 2: Nein, auch keine Freundin.


Kaiser: Dann geht es Dir ja prima. Du bist frei. Keiner, der Dich in Ketten legt, keine nervigen Kinder. Du bist erfolgreich und frei. Ist es nicht das, was Menschen wie Du, wollen?


Passant 2: Zynismus steht einem Kaiser nicht.


Kaiser: Er ist lernfähig.


Passant 2: Kann ich Ihnen denn wenigstens etwas Geld da lassen?


Kaiser: Willst Du schon gehen? Ich wusste es doch, Du schaffst es nicht mal fünf Minuten hier unten zu sitzen.


Passant 2: Wieso erwähnen Sie ständig, das ich es nicht aushalten würde. Mir scheint es, als würden Sie eine Wette herbei provozieren wollen.


Kaiser: Kann sein. Vielleicht ist das meine Intention … vielleicht auch nicht. Was hättest Du zu verlieren, im Gegenteil Du wärst um eine Erfahrung reicher.


Passant 2: Darum geht es doch nicht. Ich will einfach nicht. Wozu arbeite ich? Damit ich dann letztendlich freiwillig auf der Straße penne?


Kaiser: Wer wartet denn auf Dich zu Hause? Außer ne Tiefkühlpizza niemand, oder? Also. Unterhalten wir uns. Auch wenn Du mir eben den Tod an den Hals gewünscht hast. Bin nicht nachtragend.


Passant 2: Ich merk schon.


Kaiser: Erzähl mir doch mal was aus deinem schönen Leben, damit ich mich wie an einem warmen Lagerfeuer erwärmen kann, sei so lieb. Wärme diesen „Penner“!


Passant 2: Ich habe nicht „Penner“ gesagt.


Kaiser: Du musst nichts sagen, du zeigst deine Einstellung, indem Du wie eine Giftspritze Hass verspritzt … und das im Anzug. Man muss nicht immer was sagen, um was zu meinen.


Passant 2: Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie einen sehr belehrenden Unterton haben?


Kaiser: Ich habe keinen Unterton. Ich bin halt der Kaiser. Willst Du immer noch keinen Schluck Wein.


Passant 2: Nein, danke.


Kaiser: Keine Sorge, du bekommst schon keinen „Mundkrebs“.


Passant 2: Na gut, irgendwie muss ich Ihnen ja mal beweisen, dass ich nicht so ein Arschloch bin, das Sie in mir sehen…. Geben Sie schon her!


Kaiser: Und das können Sie, indem wir eine Flasche teilen?


Passant 2: Soo…lang lebe der Kaiser!


Kaiser: Etwas zynisch, aber ja…auf MICH! Sag schon! Wie geht es denn deiner Mutter?


Passant 2: Sie ist gestorben…. Winter letzten Jahres.


Kaiser: Tut mir leid, Junge.


Passant 2: Krebs. Nach dem Tod meines Vaters ging es für Sie stetig Berg ab. Sie hat es einfach nicht ertragen können, dass Vater nicht mehr war. Es hat sie förmlich krank gemacht. Der Alkohol….


Kaiser: Das kenne ich sehr gut, aber sie hatte ja wenigstens noch dich.


Passant 2: Na ja…


Kaiser: Was…was, na ja?


Passant 2: Ich war nicht für sie da. Im Gegenteil, ich,… Ich hatte mich in die Arbeit geflüchtet. Ich wusste,… Ich wusste nicht, was ich tun sollte.


Kaiser: Warum warst Du nicht einfach bei ihr. Du hättest nur bei ihr bleiben müssen, mehr nicht.


Passant 2: Ich weiß.


Kaiser: Und jetzt hast Du ein schlechtes Gewissen, dass Du irgendwo abladen willst, ob Du nun Monarchen den Tod wünschst oder ihnen ein Leben ermöglichen willst, egal was Du tust, hierbei geht es nicht um mich oder um deine Mutter, Du willst einfach nur Last ablassen und somit die Verantwortung Dir gegenüber abgeben. Du hoffst auf Absolution und das auf den einfachsten Weg.


Passant 2: Verantwortung?


Kaiser: Nervt es Dich nicht zu wissen, das ein „Fremder“, wie ich mehr geholfen hat als Du? Bist Du nicht zu mir gekommen mit den Worten, dass Du mich kennst? Und willst Du angebliche Schulden tilgen? Ich wiederhole mich, Du schuldest mir nichts, ich glaube, Du schuldest eher Dir selbst, was.


Passant 2: Ich war nicht einmal da, um sie zu Chemo zu fahren. Ja…Ja Sie haben Recht… Ich bin Abschaum.


Kaiser: Tja…das entscheidest Du selber. Ich glaube nicht, dass deine Mutter gewollt hätte, dass Du sie so gesehen hättest, aber Anteilnahme kann man auch ohne ständige Anwesenheit ausüben, du hättest davor und danach da sein müssen. Wie musst Du denn Erfolg?


Passant 2: Ich verstehe schon. Wir müssen nicht solche Art von Fragen abarbeiten. Wo sehen sie sich in fünf Jahren? Bla…Bla…Bla…Ich kenne dies Art der Rhetorik. Ich wände sie täglich an.


Kaiser: Das ist keine Rhetorik. Ich meine es ernst. Wie misst Du Erfolg?


Passant 2: Ok. Erfolg ist für mich … z.B. ein gesichertes Leben, damit meine ich nicht für ungut, ein Dach über den Kopf zu haben, ein gutes Gehalt und Freiraum, eigentlich genau das, was Sie eben beschrieben haben.


Kaiser: Das war’s?


Passant 2: Reicht doch, oder?


Kaiser: Keine Kinder, keine Frau, keine Familie? Du verwechselst Geld mit Glück. Du denkst, weil ich auf dem Rathausplatz wohne, mache mich das nicht glücklich? Sieh Dich um. Ich bin glücklich, auch wenn diese Füße, die täglich an mir vorbeiziehen, mich jederzeit treten könnten sogar jetzt bin ich glücklich, auch wenn Deine Füße mich getreten haben, hören sie wenigstens zu… Reich mir mal den Wein.


Passant 2: Bitte…. Aber trotzdem. Haben Sie nicht das Bedürfnis, zurück ins Leben zu kommen?


Kaiser: Ach, ich habe meinen Wein, wie könnte ich nicht glücklich sein… oder Baron? Wie nennst Du das hier? Das ist kein Film, keine Serie mehr Leben geht nicht. Das ist die kalte Realität. Jeder entscheidet für sich selbst und ich bin der Erste, der entschieden hat, ein Kaiser zu sein. Ich wurde zwar reingeboren, ABER ich habe mich vor allem dafür entschieden, ich habe die Bürde mir auferlegt. Hör mal zu Sascha! Du bist ein Arschloch und das zu ändern liegt nur bei Dir. Meinst Du, deine Eltern wären stolz auf die Worte, die Du mir eben gegen den Kopf warfst. Ob Du mich kennst oder nicht, spielt keine Rolle, nicht die geringste … versuch einfach ein guter Mensch zu sein. Und sag jetzt nicht, dass du einer bist. Niemand sagt von sich selbst, er sei ein guter Mensch, das machen, wenn überhaupt, die anderen. Der, dem Du eben den Tod gewünscht hast, teilt gerade mit Dir seinen letzten Tropfen ….Du Arschloch.


Passant 2: Aber wenn Sie die Wahl haben, warum? Warum verhöhnen Sie die, die keine Wahl haben?


Kaiser: Denkst Du wirklich, ich würde damit die anderen Monarchen verspotten? Hinterfrage mal dein singuläres denken.


Passant 3 geht an Kaiser und Passant 2 vorbei.


Passant 3: Tsss… was für eine Schande. Such Euch ein Scheiß JOB!


Kaiser: Wie fühlt sich das an?


Passant 2: Erniedrigend! Ich kann es nur noch mal sagen, es tut mir vom ganzen Herzen leid.


Kaiser: Vergiss doch jetzt mal den Scheiß. Ich will einfach nur wissen, wie es die hier unten geht? Trink mit mir und lass das Kaiserreich auf dich wirken.


Passant 2: Also…ich nehme an, Sie werden meine Hilfe nicht in Anspruch nehmen wollen … oder?


Kaiser: Ich benötige keine Hilfe, andere benötige die Hilfe, geh zur Tafel oder spende Kleidung von mir aus verteil Geld, aber als aller Erstes musst Du anfangen, Menschen zu respektieren, egal wen! Die, die nach unten treten, treten die Freiheit mit ihren Füßen. Wie gesagt, sein einfach kein Arschloch!


Passant 2: Ha…leichter gesagt als getan.


Kaiser: Witzig! Du musst deine Eltern stolz machen, sie waren es zumindest immer auf dich, glaub mir. Aber wenn Du weiter so ein Arschloch …


Passant 2: Jaaa…ist langsam gut!


Kaiser: LASS MICH AUSREDEN! …Arschloch bist, trittst Du wie diese Füße nach mit treten, das erbe deiner Eltern mit deinen Füßen.


Passant 2: Sie haben ja recht! Was soll ich sagen … außer…darf ich noch einen Schluck?


Kaiser: Ja aber gerne doch…


Passant 2: Sie hatten recht vorhin. Sie hatten recht damit, dass ich es nicht fünf Minuten hier unten aushalten würde. Sekunden fühlen sich wie Stunden an. Tage müssen einen wie die Unendlichkeit anfühlen.


Kaiser: Tja…und das ist keine Charles Dickens-Story, das ist „meine“ Realität. Du kannst jederzeit diesen Ort verlassen. Ein Kaiser dagegen ist und bleibt ein Kaiser, bis er stirbt.


Passant 2: Ich würde gerne morgen um dieselbe Zeit wiederkommen, wenn es Ihnen recht ist.


Kaiser: Ich bin immer hier, Sascha.


Passant 2: Ich geh dann jetzt los. Muss über einiges nachdenken.


Kaiser: So schlimm? Sei einfach kein…


Passant 2: …kein Arschloch. Ich es verstanden. Werde an mir arbeiten…das verspreche ich.


Kaiser: Gut…das freut mich zu hören. Dann bist Du jetzt entlassen und darfst weiter ziehen, kleine Biene. Vielleicht gestattet dein Kaiser Dir morgen eine Audienz.


Passant 2: Bis Morgen.


Kaiser: Mach, s gut Sascha.


Am nächsten Tag.


Passant 2: Entschuldigen Sie, bitte!


Polizist: Hatten wir nicht gestern schon das Vergnügen?


Passant 2: Ja…hatten wir.


Polizist: Damit Sie Bescheid wissen, Sie bekommen demnächst Post.


Passant 2: Ja…zurecht. Aber ich wollte Sie eher etwas fragen.


Polizist: Und das wäre?


Passant 2: Wo ist Balduin? Ich wollte heute mit ihm Mittagessen. Wir waren hier verabredet.


Polizist: Ich weiß es nicht. Er ist weg. Bei meiner heutigen Runde habe ich ihn schon vermisst. Er sitzt sonst immer dort drüben, aber heute Morgen war einfach sein Platz leer.


Passant 2: Und jetzt?


Polizist: Ja, nix und jetzt. Die Erde dreht sich und das Leben geht weiter. Seien Sie doch froh darüber.

Ende